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Natur & Tourismus

Interview mit Fortsrevierleiter Andreas Wacker

Corinna David

Autor: Corinna David

19. Dezember 2022

Wir befinden uns auf dem Sommerberg in Bad Wildbad, einem der bekanntesten touristischen Orte im Schwarzwald. Hier haben sich in den letzten Jahren starke Veränderungen vollzogen. Es wurden große touristische Angebote wie Baumwipfelpfad, Hängeseilbrücke, AbenteuerWald etc. geschaffen. Wir treffen uns hier mit Andreas Wacker, dem Forstrevierleiter. Er ist zuständig für alle Belange dieses Gebietes und außerdem seit Kurzem mit der Rotwildschutzzone, einem in Baden-Württemberg einmaligen Projekt, beauftragt, das ca. 50 ha Wald umfasst.

Warum braucht es eine Rotwildschutzzone auf dem Sommerberg? Und was versteht man darunter?

Andreas Wacker: Neben den bekannten heimischen Wildarten gibt es auf dem Sommerberg noch einige besondere Bewohner. Wolf und Auerhuhn sind zwar eher seltene Gäste, das Rotwild dagegen fühlt sich in den Wäldern hier oben sehr wohl und ist auch zahlreich vertreten. Um das Ruhebedürfnis der Tiere durch die Besucherströme nicht noch weiter einzuschränken, haben wir uns entschlossen, ein Wildruhegebiet einzurichten. Dort halten wir zukünftig Jagdruhe und es gilt ein Betretungsverbot.

Wie können Bürger und Touristen dieses Gebiet erleben oder davon erfahren? Gibt es Beschilderungen, die darauf hinweisen?

AW: Es gibt Infotafeln an den Hauptwanderwegen und am Rande des Schutzgebiets. Auf den Schildern wird erklärt, warum wir ein Betretungsverbot für die Flächen erlassen haben und was das Besondere an diesem Wald ist. Es wird beschrieben, wie man sich in der Natur verhalten sollte, um Wildtiere möglichst nicht zu stören. Zusätzlich erhält man kurze Infos über die Stadt Bad Wildbad und den Nordschwarzwald.

Der Nördliche Schwarzwald ist als Nachhaltiges Reiseziel zertifiziert. Was verstehen Sie unter naturverträglichem Tourismus?

AW: Naturverträglicher Tourismus bedeutet für mich, dass die touristische Entwicklung die Belange des Naturschutzes widerspiegelt. Idealerweise werden Bereiche gebildet, die zum einen den Naturschutz, und zum anderen den Tourismus als Schwerpunkt abbilden. Nach meiner Auffassung ist uns dies auf dem Sommerberg gut gelungen.

Was für ein Verhalten wünschen Sie sich von Touristen, oder allen, die in ihrem Wald unterwegs sind? Braucht es besondere Besucherlenkungsmaßnahmen auf dem Sommerberg?

AW: Ich wünsche mir, dass sich ein Besucher in der Natur als Gast fühlt und sich entsprechend verhält. Die allermeisten verhalten sich auch so und sind sich ihrer Rolle bewusst. Trotzdem gibt es immer mal wieder Probleme mit Mitmenschen, die den Wald als Müllkippe oder als Rennstrecke sehen. Das sind zum Glück aber nur Ausnahmen.

Die Besucherlenkung auf dem Sommerberg ist für uns sehr wichtig. Wir versuchen damit, diejenigen Bereiche zu schützen, in denen der Naturschutz für uns im Vordergrund steht.

Schwarzwald Blog Wildruhezone Sommerberg Bad Wildbad
Schwarzwald Blog Wildruhezone Andreas Wacker

Außer der Rotwildschutzzone gibt es noch andere Herausforderungen wie die Klimaveränderungen. Wie bereiten Sie den Wald und die Menschen, die hier leben, darauf vor?

AW: Das ist eine sehr schwierige Aufgabe! Wir wissen, dass bestimmte Baumarten mit der Erderwärmung nur schlecht zurechtkommen. Dazu zählt beispielsweise die Fichte. Deshalb versuchen wir auch sie auf Dauer durch klimaresiliente Baumarten zu ersetzen. Ob uns das gelingt und wie sich unser Wald in 100 Jahren zeigen wird, weiß ich nicht.

Was hat es mit der besagten Hirschdame Alicia auf sich?

AW: „Mila Alice” ist eine Hirschkuh, die auf dem Sommerberg lebt. Sie wurde am 12. Dezember 2017 im Rahmen der Rotwildkonzeption mit einem Sender-Halsband versehen, wodurch wir über zwei Jahre hinweg Daten zu ihren Bewegungsräume und ihren Verhaltensweisen erhielten. Im Jahr 2019 wurde der Sender entfernt, aber wegen der zwei gelben Ohrenmarken ist „Mila Alice“ noch heute gut erkennbar. Immer wieder kann man sie auf dem Sommerberg beobachten, meist in den Wäldern um den Auchhalder-Kopf.

Als Abschlussfrage – wo geht jemand, der so stark mit Wald und Tieren verwurzelt ist, privat in Urlaub?

AW: Kurzurlaube verbinde ich oftmals mit einem Besuch bei Freunden, wobei der Wald dann aber immer auch irgendwie eine Rolle spielt. Um richtig abzuschalten, fahre ich ans Meer, meist an die Adria nach Kroatien. Das gelingt mir dort ganz gut, vorausgesetzt das Handy bleibt in dieser Zeit aus!

Danke für das Gespräch!

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