Skandinavien im Schwarzwald
Outdoor
Unterwegs in Deutschlands größtem Hochmoor
Autor: Vanessa Lotz-Kijak
14. November 2023
Ich denke, das kennt jeder: es gibt so bestimmte Landschaften, die einen in ihren Bann ziehen und die man immer wieder aufsuchen möchte. Gletscher, dschungelartige Wälder, das weite Meer, majestätische Berge, steil abfallende Schluchten; diese Liste würde lange werden. Neben all den urigen moosbewachsenen Wäldern, die von verlockenden Pfaden durchzogen werden, fasziniert mich im Nördlichen Schwarzwald vor allem eins: die Hochmoore am Kaltenbronn.
Schon als ich die Region das erste Mal kennenlernte, führte mich eine meiner Touren im Sommer durch das Wildseemoor. Ein langer gerader Holzbohlenweg führt hier durch voll behangene Heidelbeersträucher und obwohl an dem Tag viele andere Wanderer unterwegs waren, genoss ich die besondere Natur in vollen Zügen und fühlte mich direkt zurück versetzt in die Zeit, als ich nach meinem Abitur ein Jahr als Au Pair in Finnland gelebt habe.
Seither haben sich manche Dinge geändert, zum Beispiel bin ich in der Region sesshaft geworden. Die Faszination für das Moor ist jedoch nach wie vor unverändert, vielleicht ist sie sogar noch gewachsen. Nach meiner Ausbildung zum Schwarzwald Guide nutzte ich die Chance, die der Naturpark Schwarzwald Mitte/ Nord mir bot und machte eine Zusatzausbildung zur Klimabotschafterin. Von den sechs Exkursionen, die Teil der Ausbildung waren, führte uns ein Tag an den Kaltenbronn und wir als Teilnehmer lernten, was für unglaubliche Fähigkeiten Moore im Klimaschutz haben. Zusammen mit Mitarbeiterinnen des Infozentrums Kaltenbronn waren wir den ganzen Tag unterwegs; eine geführte Tour mit diesen Expertinnen und Experten lohnt sich enorm!
Sowieso ist das Infozentrum Kaltenbronn mit seiner interaktiven Ausstellung einen Besuch wert, bereichert durch Wechselausstellungen mit spannenden Themen. Und das Jahresprogramm des Infozentrums enthält sehr viele spannende Angebote zu geführten Touren und noch mehr! Wer einmal dabei war, weiß was ich meine.
Moore machen weltweit nur 3% der Landflächen aus. Das ist gar nicht mal so viel. Und dennoch haben sie die Fähigkeit, doppelt so viel CO² zu speichern wie alle Wälder der Welt zusammen. Das heißt, in all unseren Bemühungen, das Leben auf der Erde auch zukünftig lebenswert zu gestalten, sollten Moore eine wichtige Rolle einnehmen. Aktuell werden jedoch 70% der Moore in Deutschland land- und forstwirtschaftlich genutzt. Hier haben wir also noch enormes Potential, wenn wir Teile dieser Flächen wieder vernässen können.
Aus meiner anfänglichen Liebe für die „Optik“ der Moore, im speziellen für das Wildseemoor am Kaltenbronn, welches das größte Hochmoor Deutschlands ist, wurde eine richtige Begeisterung für das Thema, zu dem ich nach wie vor gerne mehr erfahre. Ich liebe es, das Moor in den verschiedenen Jahreszeiten und zu verschiedenen Tageszeiten zu besuchen. Hier oben herrscht, wenn nicht gerade viele Wanderer unterwegs sind, eine tiefe Ruhe. Die Hektik des Alltags, die Termine und Pflichten, alles ist weit weg. Meine zwei Lieblingstouren sind jeweils Streckenwanderungen. Von Bad Wildbad mit dem Bus hoch zum Infozentrum Kaltenbronn, dann zu Fuß durch das Moor und über den Walter-Speer-Weg zurück nach Bad Wildbad.
Die andere Tour führt von Enzklösterle hoch mit dem Bus zum Infozentrum und dann wandert man von hier runter entlang am Kegelbach und gelangt über die Schöllkopfplattform ins Heidelbeerdorf Enzklösterle. Die Touren führen immer auf markierten Wanderwegen auf teils sehr ruhigen Abschnitten.
Im Sommer 2023 wurde das Hochmoors zur Wahl von Deutschlands Naturwunder Nr.1 der Heinz Sielmann Stiftung nominiert und belegte den zweiten Rang, was die Wichtigkeit des Themas umso mehr unterstreicht. Es war nie aktueller als jetzt; in Zeiten der Klimakrise brauchen wir Moore als intakte Naturräume für Pflanzen, Menschen und Tiere. Ich würde mich mehr als freuen, wenn uns das gelingt!