Und alles begann mit Rauten-Bonbons

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Schwarzwaldvereins-Wegewart Thomas Bertsch erzählt...

Vanessa Lotz-Kijak

Autor: Vanessa Lotz-Kijak

7. Juli 2023

Hallo Herr Bertsch! Bitte stellen Sie sich und Ihre Tätigkeit kurz vor!

Ich bin 49 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder, wir wohnen in Gompelscheuer. Beruflich bin ich Vermessungstechniker und Vermessungsingenieur.
Ich bin gewählter Wegewart der Ortsgruppe Bad Wildbad seit dem Jahr 2000 und zuständig für die Betreuung der Wanderwege der Gemeinde Enzklösterle und des südl. Teils der Stadt Bad Wildbad mit insgesamt 200 km.
Dazu gehören die örtlichen Wege mit der gelben Raute aber auch die überregionalen Wege mit der blauen Raute und natürlich die Fernwege wie der Mittelweg.
Nicht zu vergessen den Heidelbeerweg als Schwarzwälder Genießerpfad.
Dazu gehört neben der Pflege der Wanderwegmarkierung auch die Pflege von Pfaden, Entwässerungsrinnen und Sitzbänken. Aber auch die Planung und Verlegung von neuen und bestehenden Wanderpfaden um das Wegenetz attraktiver zu gestalten.

Was hat Sie dazu bewogen, Wegewart der Orstgruppe des Schwarzwaldvereins in Enzklösterle zu werden?

Der Grundstein dafür wurde vielleicht schon in früher Kindheit gelegt. Da ich der älteste Sohn bin, hat mich mein Opa schon früh zu Spaziergängen mit in die Natur und in den Wald mitgenommen.
Damals gab es kleine schwarze Bonbons die die Form einer Raute hatten. Immer wenn wir an einer blauen Raute vorbeigekommen sind, habe ich eines bekommen. 😉
Natürlich liegt es auch daran, dass ich mich schon immer gerne mit und in der Natur beschäftigt habe.
So kam es eines Tages, dass ich die Schwarzwaldsvereinszeitschrift abonniert habe, in der eine Anzeige abgedruckt war, dass aufgrund der starken Schäden des Orkan Lothars Wegewarte gesucht werden.
Daraufhin habe ich mich gemeldet und bin dann somit als Wegewart in Wildbad gelandet.
Darüber hinaus lohnt es sich auf jeden Fall den Wanderern und Gästen die geniale Schöpfung in Form von interessanten und gut markierten Wanderwegen näher zu bringen.
Genial finde ich auch das Erleben der vier Jahreszeiten an immer wieder den gleichen Stellen, insbesondere ganz bewegende Momente wenn z.B.: ein Auerhahn an einem ruhigen, nebligen und regnerischen Samstagmittag auf dem Kaltenbronn ganz ungestört vor dem Auto auf einem Wanderweg dahinwatschelt oder ein kapitaler Rothirsch plötzlich den Wanderweg quert und genauso erschrocken wie ich in der Naturverjüngung verschwindet.

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Auch in Ihrer Freizeit sind Sie sicher gerne aktiv unterwegs. Wie sieht für Sie die optimale Wandertour aus, was braucht es dafür?

Abwechslungsreiche Landschaft und abwechslungsreiche Wanderwege mit wandersicherer Markierung, gerne idyllisch und verschlungen mit Aussichten, Sitzgelegenheiten auch im Trockenen und natürlich mit einer Gelegenheit für eine gemütliche Einkehr. Auch Infotafeln über Botanik, Tiere, Geschichte oder geologische Besonderheiten machen einen Wanderweg zusätzlich attraktiv.

Passend dazu: Verraten Sie uns Ihre Lieblingswandertour in der Region?

Wie kann es anders sein: natürlich der Heidelbeerweg, ist quasi mein drittes Kind. 😉 Darüber hinaus sehr gerne Touren rund um die Hochmore Wild- und Hohlohsee!

Als Wegewart und Einheimischer haben Sie sicher teilweise eine andere Sichtweise auf die Dinge: Wie verträglich ist Tourismus und Natur in Ihren Augen? Und was könnte/sollte verbessert werden?

Ich denke die Natur ist für uns Menschen gemacht und nicht umgekehrt. Sicher muss natürlich zwingend darauf geachtet werden, dass die Natur bewahrt wird und keinen Schaden davonträgt.
Deswegen ist es sinnvoll die Interessen aller abzuwägen (Wanderer, Radfahrer, Skifahrer, Naturschutz, Jagd). Dies kann gelingen, wenn die Besucherströme kanalisiert und die Konkurrenznutzungen an Wegen entzerrt werden. Weniger, dafür qualitativere Wander- und Radwege ist glaube ich zielführend.
Auch muss es Rückzugsbereiche für verschiedene Tierarten geben, in denen touristische Nutzungen untersagt sind.

Haben Sie Wünsche und vielleicht auch weitere (Projekt-) Ideen für die Wanderregion Nördlicher Schwarzwald?

Wie oben schon erwähnt ist weniger mehr! Deswegen wird es mein Bestreben sein, in den nächsten Jahren, die Kilometeranzahl der Schotterwege zu verringern und die der Pfade zu erhöhen. Dies ist sicher nicht immer möglich und natürlich abhängig davon, ob die Forstverwaltung damit einverstanden ist.
Unser nächstes großes Projekt wird der Enzquellenpfad als weiterer Schwarzwälder Genießerpfad in Enzklösterle sein. Die wird dann ein dreischleifiger ca. 20 km langer Premiumwanderweg sein mit der Enzquelle als Zentrum. Dieser wird dann in hervorragender Zusammenarbeit mit den zwei Forstrevierleitern Stefan Waidelich und Frank Bischoff entstehen.
Momentan befindet sich dieser Genießerpfad in der Genehmigungsphase.

Unser Newsletter stellt Personen mit besonderem Engagement im Bereich Wandern vor. Wer darf, Ihrer Meinung nach, dabei nicht fehlen?

Meiner Meinung nach dürfen dabei die zwei oben genannten Forstrevierleiter nicht fehlen. Deren unermüdlicher Einsatz in den vergangenen Jahren haben zu einem genialen und sehr qualitativen Wanderwegnetz im Oberen Enztal geführt.

Vielen Dank für dieses Interview und Ihre spannenden Ausführungen! Wir verfolgen gerne die weiteren Fortschritte zum neuen Premiumwanderweg.

Ihnen Alles Gute und weiterhin so viel Freude und Motivation für die anstehenden Projekte! Es ist großartig, so engagierte Menschen wie Sie da draußen zu haben, die unsere Gäste und Einheimische begeistern können!

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