Wandern mit minimalem (ökologischen) Fußabdruck

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Outdoor

Meine Tour von Dobel über die Schweizerkopfhütte nach Bad Herrenalb

Sophia Rossmanith

Autor: Sophia Rossmanith

4. Oktober 2021

Wie wäre es, mal wieder mit dem Öffentlichen Nahverkehr in die Urlaubsdestination zu reisen? Oder das Auto vor Ort stehen zu lassen und sich stattdessen auf den Sattel zu schwingen und in die Pedale zu treten? Wäre nicht auch ein E-Leihauto oder das gut ausgebaute lokale Bahn- und Busnetz eine tolle Möglichkeit, Land und Leute zu erkunden?

Besucher im Nördlichen Schwarzwald jedenfalls haben viele Möglichkeiten, die Region umweltfreundlich zu bereisen. So bietet beispielsweise die Konus-Gästekarte freie Fahrten im ÖPNV, E-Carsharing-Unternehmen sowie E-Bike-Verleiher setzen auf grüne Mobilität, regionale Anbieter und Direktvermarkter locken mit köstlichen Delikatessen vom eigenen Hof oder der Nachbarschaft und auch zahlreiche Hotels, Gaststätten und Freizeiteinrichten haben sich der Umwelt zuliebe das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben.

2016 wurde der Nördliche Schwarzwald daher offiziell als „Nachhaltiges Reiseziel“ ausgezeichnet, zertifiziert vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie der gemeinnützigen Organisation für Zertifizierungen im Tourismus, Tour Cert. Grund genug für mich, die nachhaltigen Angebote und Gastgeber in der Region einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und sich der Frage zu widmen:

Kann man im Nördlichen Schwarzwald wandern gehen und dabei einen möglichst kleinen – ökologischen – Fußabdruck hinterlassen ohne auf Komfort zu verzichten?

Ich habe es ausprobiert und festgestellt – ja, es funktioniert! Und das sogar sehr gut …

Der frühe Wanderer erwischt die Sonne

7:25 Uhr: ich verlasse meine Unterkunft, das ausgewiesen nachhaltige Hotel Ochsen in Höfen, und mache mich auf den Weg zur Bushaltestelle vor dem Rathaus. Nur 4 Minuten Laufzeit, in denen ich das beschauliche Örtchen in seiner magischen Morgenstille genieße. Pünktlich um 7:33 Uhr biegt der Bus 719 um die Ecke und wir fahren nur knapp eine viertel Stunde nach Dobel, von wo aus meine rund 4-stündige Tour in Richtung Bad Herrenalb starten soll. Im Bus ist es ruhig an diesem Donnerstagmorgen, nur ein paar wenige Einheimische sind unterwegs und nutzen genauso wie ich das breite Busnetz des Nördlichen Schwarzwalds.

Im Ortszentrum Dobel angekommen, checke ich meine Outdooractive-App, in der ich am Vorabend eine Offline-Karte der Tour heruntergeladen habe. Während der Wanderung werde ich noch öfters auf die Karte schauen, um mich zu orientieren – da ich auf weiten Teilen der Strecke keinen Empfang habe, ist das Herunterladen auf jeden Fall eine gute Empfehlung von der Dame an der Hotelrezeption gewesen. Aber genau diese Unerreichbarkeit macht den Nördlichen Schwarzwald und seine Wege aus – einfach mal abschalten, den Alltag vergessen und für ein paar Stunden offline sein. Für mich eine willkommene Abwechslung und genau das richtige, um die tolle Landschaft in vollen Zügen und ohne Ablenkung zu genießen.

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9 Uhr: Meine Tour beginnt zum Glockenschlag im Ortszentrum von Dobel und führt mich zunächst durch das große Sonnentor, das gleichzeitig den Startpunkt der 2. Etappe des Westwegs markiert. Auf einem Asphaltweg geht es zur ersten Station, dem imposanten Wasserturm. Von seiner Aussichtskanzel in 24 Metern Höhe aus kann man bei guter Fernsicht bis in die Vogesen, die Rheinebene, den Pfälzer Wald und den Odenwald blicken. Ich mache jedoch einen Bogen darum und biege direkt in den Wald ab. Etliche Wegweiser markieren die Vielzahl an Wander- und Radwegen, ich aber folge der roten Raute in Richtung Schweizerkopfhütte/Bad Herrenalb. Bereits jetzt stelle ich fest, dass sich der Wald von Schritt zu Schritt und von Kurve zu Kurve ändert – mal scheint die Sonne hindurch und taucht die Blätter in ein goldenes Licht, mal ist der Wegrand moosig bewachsen, mal mit Steinen durchsäht. Zwischendurch hört man immer wieder Vogelgezwitscher, streckenweise hört man nur seinen eigenen Atem. Alle paar hundert Meter gibt es etwas zu lesen oder bestaunen, vor allem die vielen Pilze in allen Formen und Farben sind zu dieser Jahreszeit weit verbreitet. Mehr als einmal muss ich anhalten, um die auffälligen Gewächse zu fotografieren.

10 Uhr: Nach etwa einer Stunde wird der Weg breiter und auf dem Schotterweg kreuzen Radfahrer meinen Weg. Es ist schön zu sehen, dass hier die unterschiedlichsten Menschen unterwegs sind – vom Rentnerpärchen über junge Familien bis hin zu abenteuerlustigen Paaren, die auf einer Mehrtagestour und mit viel Gepäck unterwegs sind. An einer Hütte mache ich Rast und lege ein spätes Frühstück ein.
Frisch gestärkt geht es weiter in Richtung Schweizerkopfhütte – die Wegweiser und auch die App lassen erahnen, dass es nicht mehr weit ist.

Wenige Meter vor der Hütte warten zwei Liegebänke darauf, den ersten richtigen Ausblick auf das Ziel, Bad Herrenalb, zu genießen. Zwei geschnitzte Wildschweine leisten mir Gesellschaft. An der Schweizerkopfhütte angekommen, nutzen bereits einige andere Wanderer den Platz, um zu vespern oder sich auszuruhen. Die Aussicht ist grandios.

Kurz nach der Schweizerkopfhütte beginnt Nebel aufzuziehen – Glück gehabt, denn einige Minuten zuvor hätte ich sonst nicht das Panorama genießen können. Durch die mystische Landschaft wandle ich weiter auf den Spuren zweier Wanderinnen, an denen ich mich orientiere und somit getrost Wegweiser ignoriere und Handy im Rucksack lasse. Jedoch kann man sich auf der Wanderung aber auch nicht wirklich verlaufen – schließlich führen doch alle Wege nach Bad Herrenalb. Oder?

13 Uhr: Und so ist es dann nach knapp vier Stunden auch – ein paar Einsiedlerhöfe und einen steilen Abstieg später stehe ich im Zentrum von Bad Herrenalb. Auf meinem Weg zum Endpunkt, der Bushaltestelle am Bahnhof, passiere ich die schmucken Häuschen, laufe vorbei an kleinen Cafés, aus denen es verführerisch duftet und stoppe kurz an einer beeindruckenden Klosteranlage aus dem 12. Jahrhundert. An der Bushaltestelle in der Nähe des Bahnhofs angekommen, habe ich noch etwas Zeit um mir einen köstlichen Chai Latte und ein Stück wohlverdienten Käsekuchen im Café Paradiso zu gönnen. Glücklich, gestärkt und etwas müde bringt mich der nette Busfahrer der Linie X63 dann schließlich um Punkt 13:43 Uhr wieder zurück nach Höfen – es bleibt also noch genug Zeit, um den Nachmittag im Wellnessbereich des Hotel Ochsen genüsslich ausklingen zu lassen …

Tour: Weitblickwandern über dem Albtal