historische persönlichkeit
Abt Wilhelm von Hirsau
75365 Calw Stadtteil Hirsau
Er ist in die deutsche Geschichte eingegangen als geschickter Kirchenpolitiker, der Hirsau zu einem der Zentren der von Cluny beeinflussten mönchischen Reformbewegung jener Zeit machte. Im Konflikt zwischen Papst Gregor VII und Kaiser Heinrich IV (Gang nach Canossa, 1077) stritt er auf der Seite Roms und machte Hirsau zu einem mächtigen Vorposten der päpstlichen Partei. Und er gilt als das Universalgenie seiner Zeit, der sich neben seinen Studien in der Theologie der Philosophie, Astronomie und Musik widmete.
Wilhelm kam aus Regensburg am 28. Mai 1069 nach Hirsau, begrüßt von nur 15 Mönchen in einer halbfertigen Klosterkirche. Zielstrebig erreichte er die Unabhängigkeit des Klosters von weltlicher Macht, die er sich 1075 in Rom von Papst Gregor VII persönlich bestätigen ließ. Im beginnenden Investiturstreit, einem blutig ausgetragenen Machtkampf um das Verhältnis geistiger und weltlicher Gewalt, schlug sich Wilhelm schnell und entschieden auf die Seite des heiligen Stuhls.
1079 schloss Wilhelm sich dem burgundischen Kloster Cluny an, dem Zentrum der romtreuen Reformbewegung, die gegen die Verlotterung des mönchischen Lebens strenge Sitten und Gebräuche setzte. Er schuf die berühmt gewordenen „Constitutiones Hirsaugienses“, die Hirsau zu dem deutschen Mutterkloster der Reform mit großer Strahlkraft und damit zum Ausgangspunkt einer regelrechten Massenbewegung machte. In dieser Hirsauer Klosterverfassung wurde das klösterliche Leben bis ins Einzelne geregelt. Leitgedanken waren Armut, unbedingter Gehorsam und Ehelosigkeit.