Amalia Hedwig von Leiningen

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Amalia Hedwig von Leiningen

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Amalia Hedwig von Leiningen

Im März 1713 hatte sich die Frau des Obervogts von Herrenberg vor einerherzoglichen Kommission von Theologen und Hofpredigern zu verantworten:

verdächtigt als Verfasserin zweier anonym erschienener Schriften, die von der rechten lutherisch-orthodoxen Lehre abwichen. Amalia Hedwig von Leiningen bekannte sich unumwunden zu ihren ketzerischen Thesen. Die Kirche sei "eine Hur, die Christo, ihrem Mann, ungetreu geworden"; sie gebrauche die Sakramente nicht im Sinne Christi: Ein wahrer Christ "habe die äußerliche Taufe und das Nachtmahl nicht von nöten, sondern könne inwendig in seiner Seele mit dem Wasser des Geistes täglich getaufft werden". Besonderen Zorn erregte ihre pazifistische Haltung: sie predigte gegen die Kriege, die sie für "sündlich und ein Greuel von Gott" nannte, denn die Großen und Mächtigen dieser Welt benutzten ihre Untertanen "die da zertreten und sich zertreten lassen um des leydigen Geldes, Gewinnes der Lust, Pracht, Hoffart und dergleichen mehr".

Amalia Hedwig von Donop wurde am 12. Januar 1684 auf Donop / Westfalen geboren. Als 13-Jährige kam sie zur Vorbereitung auf das Abendmahl für drei Wochen ins Haus eines Predigers und Pietisten: ein karges Bildungsprogramm. 1702 heiratete sie Georg Sigmund von Leiningen, der als Obervogt im Dienste der Württemberger stand. Obwohl sie ihn liebte, wurde ihr als einer Asketin die Ehe bitter und sie entkam der Last der Haushaltung, indem sie "ein besseres Eheband mit Jesu Christo suchte". Ihre inneren Eingebungen, hervorgerufen durch ein Traumgesicht, brachte sie zunächst so gut sie konnte zu Papier und diktierte sie anschließend dem Hauslehrer ihres Sohnes; die Herrenberger und Calwer Separatisten, denen sie sich angeschlossen hatte, beförderten das über 100seitige Manuskript über Das grosse Geheimnis der Offenbarung an der Zensur vorbei außer Landes und in Druck.

1712 verbrachte sie - mit Erlaubnis des Ehemanns "weil sie eine so schlechte Schreiberin" war - ein paar Wochen in Calw, um dem Doertenbachschen Hauslehrer Wilhelm Christian Gmelin ihr zweites Buch zu diktieren. Es folgten weitere Auslegungen, da sie meinte, die geoffenbarten Wahrheiten durch den stets wachen Zweifel erneut "wiederkäuen" zu müssen; das fünfte Buch veröffentlichte 1757 postum ihr Sohn Moritz Siegfried von Leiningen mit einem vorangestellten Lebenslauf. Mit ihm verbrachte die Witwe ihre letzten Jahre auf dem Ihinger Hof bei Renningen, auch später einem Hort für Glaubensflüchtlinge. Dort starb sie am 6. Januar 1756. Im Kirchenbuch steht: "Eine gottesfürchtige Frau".

"Eine gottesfürchtige Frau"