historische persönlichkeit
Anna Hafner
Im Zwinger 22
75365 Calw
Die Beschuldigte lebte in Calw in armen Verhältnissen und außerhalb der Gemeinschaft, denn auf ihrem Stiefenkel lastete seit Jahren ein Giftmordverdacht - er sollte einen Jungen vergiftet haben. Da man von dieser Familie sowieso nur Schlechtes erwartete, tat sie sich schwer, den neuen Verdacht der Hexerei von sich zu weisen. Die Beschuldigten leugneten zwar zunächst, unter Folter jedoch gaben sie alles zu - die Kindertaufen auf den Teufel und die Hexentänze auf dem Brühl.
Die 80-jährige Mulflerin und der 16-jährige Süb wurden zunächst in den
"Langen" gesperrt und nach ausgiebigen Untersuchungen des Falls am 18.
Dezember 1683 hingerichtet. Dies geschah am Hochgericht, das bei
Heumaden in der Nähe des "Welschen Häusle" stand.
Gertrud Pfeiffer war wie ihre Mutter eine Vagantin, ständig herumziehend auf der Suche nach Arbeit und Lebensunterhalt.
Einen Ausweg aus der finanziellen Krise sahen sie in der Auswanderung
nach Russisch-Polen. Auf ihrem Weg dorthin kamen sie allerdings nur bis
Ulm, weil ihnen zur Weiterreise ein Pass fehlte, den sie sich wegen
Geldmangels nicht kaufen konnten. Für die Auswanderung hatten sie auf
ihre Bürgerrechte verzichten müssen, nun kehrten sie als Rechtlose
zurück, desillusioniert und hoffnungslos.
1817, nun schon 25-jährig, traf Gertrud Pfeiffer auf einer ihrer
Wanderungen auf die ältere Vagantin Anna Maria Blocher und zog mit ihr
gemeinsam weiter. Gertrud erfuhr bald, dass die Blocher viel Geld bei
sich hatte. Das machte sie neidisch. Als die beiden Frauen eines Tages
in Streit gerieten, mag der Neid neben dem Zorn der Grund gewesen sein,
dass Gertrud Pfeiffer ihre Wandergefährtin in der Nähe von Baiersbronn
mit einem Beil erschlug und das Geld entwendete. Sie wurde erstaunlich
schnell gefasst, in Esslingen als Raubmörderin zum Tode verurteilt und
in Calw in den "Langen" gesperrt, wo sie auf die Vollstreckung wartete.
Ihre Hinrichtung mit dem Schwert fand am 28. August 1818 auf dem Calwer
Marktplatz statt, in Anwesenheit vieler neugieriger Menschen, darunter
auch zahlreicher Kinder.