historische persönlichkeit
Berta Soulier
Marktplatz 9
75365 Calw
Zwillingsschwester hatte sie noch zwei ältere Schwestern. Von ihrer Jugend sind ihr besonders die langen Spaziergänge mit ihrem Vater im Gedächtnis geblieben, auf denen sie viel über Land und Leute in Calw und Umgebung erfuhr. Zur politischen Bildung fällt ihr folgende Anekdote ein: "Mein Vater sagte uns schon mal, wir sollen das Strickzeug weglegen und die Zeitung lesen - allerdings erst, wenn die Mutter im Bett war."
Nach dem Schulbesuch arbeitete sie mehrere Jahre als selbstständige Näherin. 1925 trat sie in die SPD ein. Auf einer Versammlung lernte sie 1929 ihren Ehemann Heinrich kennen. Wegen ihres politischen Engagements in der SPD mussten sie ab 1933 "zurückgezogen leben". Der Umgang mit Menschen beschränkte sich auf einige wenige. "Im Arbeitsumfeld meines Mannes gab es viele aktive Nazis", erinnert sich Berta Soulier, "wir mussten vorsichtig sein."
Nach dem frühen Tod ihres Mannes 1949 fand sie im Verein für Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene (VdK) ein weiteres ehrenamtliches Tätigkeitsfeld. Unermüdlich war sie seitdem als Hinterbliebenenbetreuerin für den Verein im Kreis tätig.
Der SPD blieb sie weiterhin treu. Bereits 1953 und 1965 hatte Berta
Soulier ohne Erfolg auf den Wahllisten der SPD für den Gemeinderat
kandidiert. Genauso wenig Erfolg hatten Frauen anderer Listen. 1968
gelang es der inzwischen 63-jährigen Berta Soulier doch endlich in diese
Männerdomäne Calws Einzug zu halten. Später einmal gefragt, warum sich
immer noch so wenige Frauen zur Wahl stellen würden, antwortete sie:
"Dia ließet sich scho ufstella, wenn se beim erschta Mol glei neikämet!"
Für ihr weitreichendes soziales und politisches Engagement erhielt sie 1975 das Bundesverdienstkreuz am Bande.
"Des is wahr."