Die jüdische Familie Michelson

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Die jüdische Familie Michelson

Biergasse 2

75365 Calw

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Calw

Die jüdische Familie Michelson

Im Haus Biergasse 2 in Calw wohnte die Familie Setty (geb. 1880) und Otto Michelson (geb. 1879) mit ihrem Sohn Fritz Michael (geb. 1909). 1924 kauften sie dieses Haus. Ihr erstes Geschäft war in der Lederstraße 98. Sie verkauften Stoffe, Nähmaterial und Unter- und Oberbekleidung und in ihrem späteren Geschäft am Marktplatz Damenkonfektion. Als patriotischer deutscher Bürger war Otto Soldat im Ersten Weltkrieg. Die Familie war in das gesellschaftliche Leben Calws integriert.

Durch Hitlers Machtübernahme 1933 veränderte sich ihr Leben schlagartig: Als Juden wurden sie boykottiert und ausgegrenzt. In kurzer Zeit verloren sie ihr Geschäft, ihre Kunden, ihre Freunde, ihre Würde und ihre Menschenrechte. 1936 verkauften sie unter Nötigung dieses Haus. Zwangsumgesiedelt nach Pforzheim, wurden sie 1940 gemeinsam ins Lager Gurs in Südwestfrankreich deportiert. Otto konnte 1941 das Lager verlassen. Aber er blieb interniert im Lager Les Milles bei Aix-en-Provence, wo er mit 62 Jahren im Dezember 1941 verstarb, ohne seine Familie wiederzusehen. Später wurde auch Setty aus dem Lager Gurs entlassen, blieb jedoch weiterhin in Marseille interniert. Im Sommer 1942 verlegte man sie ins Sammellager Drancy, nördlich von Paris. Dort zwang man Setty am 17. August 1942 in den Deportationszug Nr. 20. Dieser rollte ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Zwei Tage später endete ihr Leben in der Gaskammer. Sie war 61 Jahre alt.

Ihr Sohn Fritz Michael heiratete 1933 in Bretten Grete Julie Wertheimer (geb. 1910). Nach Fritz Michaels Internierung im KZ Dachau (1938) emigrierte das Ehepaar mit ihrem Sohn David Egon (geb. 1935) in die USA.

„Und ihnen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal stiften und einen Namen; einen ewigen Namen werde ich ihnen geben, der nicht ausgelöscht werden soll.“ Jeschajahu 56:5, Talmud.