Else Conz

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Else Conz

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Else Conz

1919 tritt das Frauenwahlrecht in Deutschland in Kraft - Frauen dürfen zum ersten Mal wählen und gewählt werden. Die sechsfache Mutter Else Conz lässt sich as eine von fünf Frauen zur Gemeinderatswahl in Calw im

Mai 1919 aufstellen und wird mit der vierthöchsten Stimmenzahl aller Kandidaten als erste Frau in den Gemeinderat gewählt. Auch bei den folgenden Gemeinderatswahlen 1925 und 1931 bleibt sie die einzige weibliche Vertreterin in diesem Gremium.
Die Bestimmungen der Nationalsozialisten führen 1933 zum generellen Ausschluss von Frauen aus dem Gemeinderat und Else Conz wird ezwungen, ihre öffentliche kommunalpolitische Arbeit aufzugeben. Es dauert dann bis zum Jahre 1968, bis die zweite Frau in den Gemeinderat einzieht: Berta Soulier als Kandidatin der SPD.

Bedeutung in der Frauengeschichte 

Bereits im Jahr der Einführung des Frauenwahlrechts 1919 wurde Else Conz als erste und lange Zeit einzige Frau in den Calwer Gemeinderat gewählt.

Seit ihrer Heirat im Oktober 1899 mit Eduard Conz, damals Amtmann beim hiesigen Oberamt, lebte Else Conz (geb. als Else Wunderlich am 11. Juni 1875 in Waiblingen) in Calw.

1902 wurde ihr Mann im Alter von 31 Jahren zum Calwer Stadtschultheißen auf Lebenszeit gewählt. Während des Ersten Weltkrieges ließ er seine Amtsgeschäfte allerdings ruhen und meldete sich freiwillig zum Kriegseinsatz. Er fiel am 5. April 1918 "auf dem westlichen Kriegsschauplatz".

Else Conz war nun allein auf sich gestellt, hatte für sechs Kinder und das Haus zu sorgen und engagierte sich trotz der mannigfachen Belastungen fortan in der Kommunalpolitik.

Im Januar 1919 durften Frauen zum ersten Mal wählen und gewählt werden. Überall schlug man dafür eifrig die Werbetrommel, es bildeten sich sogar "Aufklärungsausschüsse für das Frauenwahlrecht", die alle Frauen zur Teilnahme an den Wahlen zur National- und zur Landesversammlung bewegen wollten. Auch in Calw erschienen Aufrufe in Zeitungen: "Frauen, Mädchen, tretet heraus aus Eurer Häuslichkeit, Eurem Berufe, aber auch aus Eurer Schüchternheit, Bescheidenheit und Voreingenommenheit ... Frauen und Mädchen! Das Schicksal Deutschlands ist in Eure Hand gegeben!" Den Aufruf unterzeichnete auch Else Conz.

Im Mai 1919 wurde der Gemeinderat von Calw gewählt. Fünf Frauen stellten sich zur Wahl: Rosa Wagner (DDP), Johanna Rümmelin (DDP), Pauline Heilemann (SPD), Else Conz (BP), Elisabeth Fechter (BP).

Am 25. Mai 1919 zog Else Conz in den Gemeinderat von Calw ein, als Vertreterin der Bürgerpartei (BP). Der Calwer Gemeinderat bestand damals aus 20 Mitgliedern, Else Conz war die einzige Frau. Sie hatte die meisten abgegebenen Stimmen zugunsten der BP auf sich vereinigen können, und sie errang die vierthöchste Stimmenzahl aller Gewählten.

Die einzige gewählte Frau blieb sie auch bei den Gemeinderatswahlen 1925 und 1931. Die letzte Sitzung des frei gewählten Gemeinderates fand am 30. März 1933 statt. Am folgenden Tag trat das "Vorläufige Gesetz zur Gleichschaltung der Länder" in Kraft, das die Auflösung der bestehenden Gemeinderäte verfügte und Frauen grundsätzlich aus der Politik ausschloss. Else Conz konnte ihre politische Arbeit nur sehr eingeschränkt in verschiedenen Ausschüssen fortsetzen.

Kurz nach ihrem 90. Geburtstag zog sie nach Nagold und starb dort am 15. November 1969. Sie wurde auf dem Calwer Friedhof beigesetzt.

"Frauen, Mädchen, tretet heraus aus Eurer Schüchternheit, Bescheidenheit und Voreingenommenheit."