historische persönlichkeit
Gertrud Breuning
Marktplatz 6
75365 Calw
Ihre Großeltern, Friedrich und Johanna Daur, waren 1919 nach Calw gekommen, um eine neue Heimat für sich und die drei Töchter Sofie, Gertrud und Hanna zu finden. Die Familie hatte 1917 kriegsbedingt die geliebte Jerusalemer Heimat verlassen müssen; nach abenteuerlicher Flucht fand sie Aufnahme bei der ältesten, verheirateten Tochter Lydia.
Friedrich Daur übernahm das Manufakturgeschäft Schieler in Calw. Nach
seinem frühen Tod 1925 trat Eberhard Kopp in die Firma ein und leitete
sie über viele Jahre. Die Mitarbeit von Johanna Daur und ihren Töchtern
hat in der Inflationszeit und in den Jahren danach viel zum Erhalt der
Firma beigetragen.
Der Sohn von Tochter Lydia, Werner Breuning, begann 1937 seine
kaufmännische Lehre im großelterlichen Geschäft. Schon 1940 wurde er zum
Kriegsdienst eingezogen. Um der Großmutter und den Tanten während
Werners Abwesenheit beizustehen, trat seine Schwester Gertrud Breuning,
geboren am 17. November 1922, in die Firma ein. Werner Breuning fiel
1943 in Italien. Aus Pflichtgefühl der Familie gegenüber, aber auch aus
Liebe zum gefallenen Bruder übernahm Gertrud Breuning seine Nachfolge in
der Geschäftsführung.
1950 beschäftigte die Firma Daur mehr als 20 Angestellte und
präsentierte ein umfangreiches und hochwertiges Warenangebot: Betten,
Stoffe, Wäsche, Kurzwaren und Konfektion. Gertrud Breuning legte Wert
auf eine solide berufliche Qualifikation: Es wurden
Einzelhandelskaufleute, Verkäuferinnen und Weißnäherinnen ausgebildet.
Ihre Tante Sofie Daur führte das Nähzimmer, deren Schwester Gertrud
Niehaus, geborene Daur, stand dem großen Geschäftshaushalt vor; bei ihr
absolvierten junge Frauen das obligatorische Haushaltsjahr.
Mit großem baulichen Aufwand und erstaunlichem Geschick erweiterte
Gertrud Breuning von 1959-62 das Geschäft. Der Geschäftsumfang hatte
sich durch den Ausbau auf drei Stockwerke vergrößert und brachte den
erhofften Erfolg. Gertrud Breuning wäre mit dem Erreichten zufrieden
gewesen; der Bau des Calwer Marktes 1974-76 jedoch erzwang weitere
Baumaßnahmen. Sie fühlte sich den Anforderungen vor allem gesundheitlich
kaum mehr gewachsen. Trotzdem stellte sie sich der schwierigen Aufgabe.
Nach vollendeter zweiter Erweiterung ging das Geschäft 1977 in fremde
Hände über. Gertrud Breuning starb am 28. Februar 1992.
Privat lebte sie im Geburtszimmer von Hermann Hesse im zweiten Stock des Hauses.