historische persönlichkeit
Hanna Michel
75365 Calw
Hanna Schürle wurde am 9. April 1904 in Edea / Kamerun geboren, wo dieEltern als Missionare wirkten. Während eines Heimaturlaubs starb ihr
Vater an einer Tropenkrankheit; die erneut schwangere Mutter, Julie Schürle geb. Gundert, blieb daraufhin mit ihren sechs Kindern bei den Großeltern Gundert in Calw.
Nach Abschluss von Mittelschule und Nähschule wurde Hanna für ein Jahr in ein Mädcheninstitut geschickt, wo sie sich anpassen lernen sollte. Danach wurde sie als unbezahlte Hilfe in der Familie herumgereicht. Später erforderte es die Inflation, dass sie Geld verdienen musste.
Sie arbeitete in der Schweiz, lernte fremde Sprachen und reiste 1924 nach Haifa, um dort eine Stelle als Kinderfrau anzunehmen. Hanna arbeitete gern, pünktlich und zuverlässig, wenn sie aber merkte, dass man den "Herrschaften gar nichts recht machen konnte", wechselte sie entschlossen den Arbeitsplatz.
1929 kehrte sie nach Calw zurück. Ein Jahr später erreichte sie "eine Anfrage aus Brasilien, ob sie einen Hans Michel heiraten wolle, der dort Landwirtschaft betrieb." Die Entscheidung nach Brasilien zu gehen, war "eine sehr, sehr schwere Entscheidung." Bereut hat sie diese aber nie.
Im August 1931 begann die abenteuerliche Reise nach San Bento, Brasilien, zu dem ihr noch unbekannten zukünftigen Ehemann. Hanna Michel traf einen Mann, den sie lieben konnte, der ihr half, sich in den bäuerlichen Alltag einzuleben und der ihr vertraute. Unter kritischer Kontrolle der Familie und der brasilianischen Nachbarn lernte sie, das Vieh zu versorgen und die Felder zu bestellen. Ihre beiden Söhne bereicherten ihr Leben. Die angeschlagene Gesundheit des Ehemanns, aber auch die kritische Haltung der Brasilianer den Deutschen bzw. dem nationalsozialistischen Deutschland gegenüber zwangen die Familie Michel 1938 zur Rückkehr nach Calw. Dort wurde das Steinhaus auch anderen Familienmitgliedern in den Kriegswirren vorübergehend zur Heimat. Im Jahr 1942 musste Hans Michel in den Krieg ziehen. Hanna Michel hörte nie wieder von ihrem Mann. Aber sie begegnete ihm immer wieder im Traum. Im Traum gewann sie auch die Gewissheit, dass er nicht mehr zurückkommen würde. Hans Michel gilt als vermisst.
Sie hatte drei Kinder, für die sie nun alleine sorgte. Sie nahm jede Arbeit an: in der Seifenfabrik, in der Westenfabrik, als Haushaltshilfe, als Aushilfe im Verkauf.
Sie war und blieb eine starke, temperamentvolle Frau, die sich nicht unterkriegen ließ.
"Sie ist ein liebes Dingle, hat aber einen starken Willen!"
Tagebucheintrag der Mutter kurz nach der Geburt