Hilde Hiller

Section-icon

historische persönlichkeit

Kontakt

Hilde Hiller

75365 Calw

Expertenwissen von
Calw

Hilde Hiller

Hilde Hiller zögerte nicht, nach einer langen Familienphase ihre politischen Überzeugungen auch im Alter noch umzusetzen.

Der "Eine-Weltladen" ist für KundInnen zunächst ein ganz normaler Laden, in dem man Waren aus der so genannten Dritten Welt erwerben kann. Er ist vor allem ein Stück gelebte Solidarität in unserer einen Welt. Entstanden aus der Friedensbewegung der achtziger Jahre, verfolgt der Laden zwei Ziele: zum einen sollen durch Handel und Spenden Selbstversorgungsstrukturen in benachteiligten Regionen der Erde gestärkt werden; zum anderen sollen Menschen in den priviligierten Industrienationen für ihre Verantwortung in der Welt sensibilisiert werden. Der "Eine-Weltladen" in Calw wird - wie die meisten Weltläden - vom ehrenamtlichen Engagement der BürgerInnen getragen, und er wurde und  wird vor allem von Frauen betrieben.

Hilde Hiller war Mitinitiatorin des Calwer Weltladens, der 1984 gegründet wurde. Für die damals fast 70-jährige Mutter von zehn Kindern begann damit ein langjähriges ehrenamtliches Engagement: "Für mich waren meine Erfahrungen im Nationalsozialismus - neben meiner christlichen Motivation - die Triebfeder für dieses Engagement."

Am 17. Juli 1914 in Haiterbach als Tochter gutbürgerlicher Eltern geboren, kam Hilde Hiller mit zwölf Jahren nach Calw. Nach dem frühen Tod des Vaters 1930, wurde sie Säuglingsschwester, später dann Krankenschwester. In verschiedenen so genannten "Umschulungslagern" unterrichtete sie während der Zeit des Nationalsozialismus junge Mädchen, die an das "Mutterideal" herangeführt werden sollten, im Umgang mit Säuglingen: "Ich fühlte mich immer in erster Linie als Krankenschwester. Aber ich würde schon sagen, ich habe eine braune Vergangenheit; ich war halt naiv."
Noch während des Krieges heiratete sie und bekam ihre ersten Kinder. Nach dem Tod ihrer Schwester nahm sie deren zwei verwaiste Kinder in ihre wachsende Familie auf. Nach mehrjähriger Abwesenheit kehrte sie mit ihrer Familie nach Calw in das elterliche Haus am Hohen Fels zurück. In den folgenden Jahren forderten der Mann und zwölf Kinder ihre ganze Aufmerksamkeit, Heiterkeit, Geduld und Kraft.

Nach der intensiven Familienphase nahm sie sich die Freiheit, ihr Leben zu reflektieren - besonders ihre Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus und auch ihre Rolle als Frau: "So naiv wie damals wollte ich nicht noch einmal sein." Sie zögerte nicht, ihre Überzeugungen umzusetzen. Im Rahmen ihrer Arbeit im Weltladen stritt sie Seite an Seite mit vielen jüngeren Frauen und Männern für die Abschaffung des Apartheid-Regimes in Südafrika. Der Einsatz gegen Rassismus und für eine humane Welt wurde zu einem wichtigen Teil ihres Lebens.

"Selber wer zu sein, ist mir in späteren Jahren gelungen"