Julie Gundert

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Julie Gundert

Bischofstraße 4

75365 Calw

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Calw

Julie Gundert

Auf dem Schiff lernt sie ihren Mann Hermann Gundert kennen, mit dem sie in Indien in den folgenden Jahrzehnten mehrere Missionsstationen

aufbaut. Sie leitet stets die angeschlossenenen Mädchenschulen und engagiert sich für verwitwete, unverheiratete und verlassene Inderinnen.  Nur schweren Herzens verlässt sie Indien und folgt ihrem Mann nach Calw, der 1862 die Leitung des Calwer Verlagsvereins übernimmt. Ihr Leben hier gilt den pietistischen "Stunden" und der Krankenpflege. "Asketisch streng, von leidenschaftlicher Nüchternheit, aufrecht und gerade" kennzeichnet sie ihr Enkel Hermann Hesse.

Bedeutung für die Frauengeschichte

Julie Gundert baute zusammen mit ihrem Mann in Indien Missionsstationen auf. Dort leitete sie stets die Mädchenschulen und engagierte sich für verwitwete, unverheiratete und verlassene Inderinnen.

Schon als junges Mädchen träumte Julie Dubois, geboren am 1. Oktober 1809 in Corcelles bei Neuchâtel im Schweizer Jura, von einer Tätigkeit als Lehrerin. Da sie aus Kostengründen keine Lehrerinnenausbildung absolvieren konnte und den Beruf mit ihrem tiefen religiösen Glauben verbinden wollte, suchte sie ihren Traum im Dienste der Mission zu verwirklichen. Ungewöhnlich für eine Frau in dieser Zeit, schloss sie sich 1836 einer Gruppe um den Freimissionar Groves an. Auf der Schiffsreise nach Indien lernte sie den frisch promovierten Theologen Hermann Gundert kennen. Die beiden heirateten 1838, traten in die Basler Mission ein und bauten in den folgenden Jahren gemeinsam Missionsstationen und Schulen auf. Da Hermann Gundert der erste verheiratete Missionar in Indien war, war Julie Gundert die erste Missionsfrau dort. Ihre Wirkungs-stätten lagen im Süden Indiens, in der Region Kerala. Julie leitete an verschiedenen Missionsorten, trotz rasch aufeinanderfolgender Geburten, stets die schulische Mädchenausbildung, d.h. sie lehrte junge Inderinnen Lesen und Schreiben, brachte ihnen Grundtechniken der Handarbeiten sowie Hausarbeiten bei.

Julie Gundert gebar in Indien acht Kinder, die nach und nach alle nach Deutschland in die Obhut der Großeltern in Stuttgart oder nach Basel zur Erziehung im Kinderhaus der Mission kamen. Ab 1855 lebten die Gunderts ganz ohne Kinder in Indien.

Im Jahr 1859 erkrankte Hermann Gundert schwer und fuhr zur Erholung nach Europa. An eine Rückkehr nach Indien war aus Gesundheitsgründen nicht mehr zu denken, er nahm die Stelle als Leiter des Calwer Verlagsvereines an. Dieser hatte seinen Sitz im Haus Bischofstraße 4; auch die Wohnung des Verlagsleiters und seiner Familie befand sich dort.

Julie Gundert folgte ihrem Mann 1860 schweren Herzens nach Calw, nur ungern verließ sie Indien. Aber in Calw sah sich die gesamte Familie Gundert, Kinder und Eltern, erstmals vereint.
Julie Gundert tat sich schwer mit der Eingliederung in Calw und konnte zudem kaum deutsch sprechen. Sie suchte ihr Heil im Glauben, in den pietistischen "Stunden" und in der Krankenpflege.

Ihr Enkel Hermann Hesse charakterisierte sie später mit den Worten "asketisch streng, von leidenschaftlicher Nüchternheit, aufrecht und gerade, manchmal bis zur Starrheit".

Julie Gundert starb am 18. September 1885 in Calw und wurde im Familiengrab beigesetzt.

"Asketisch streng, von leidenschaftlicher Nüchternheit, aufrecht und gerade"
Hermann Hesse