historische persönlichkeit
Maria Andreä
Altburger Straße 3
75365 Calw
Ihre letzten zehn Lebensjahre verbringt die gebildete Heilkundige Maria Andreä bei ihrem Sohn, dem Dekan Johann Valentin Andreä, in Calw. Sie
engagiert sich hier im selben Maße für soziale Angelegenheiten wie schon in den Jahren zuvor, als sie als Hofapothekerin einer fürstlichen Wohlfahrtseinrichtung für bedürftige Kranke in Stuttgart vorsteht. Ihr Wissen in der Krankenpflege, in der Arznei- und Kräuterkunde wird sehr geachtet.
Bedeutung in der Frauengeschichte
Die Mutter des Theologen und Reformators Johann Valentin Andreä war eine
gebildete Heilkundige, die aufgrund ihres Wissens und sozialen
Engagements bei Hofe geschätzt und von den BürgerInnen verehrt wurde.
Als "Mutter der Stadt" und "Mutter der Armen" wurde Maria Andreä von der
Bevölkerung Calws gepriesen, wo sie ihre letzten zehn Lebensjahre im
Dekanatshaus bei ihrem Sohn Johann Valentin Andreä (1586-1654)
verbrachte. Ihr soziales Engagement und ihre selbstlose Tätigkeit als
Heilkundige haben die Zeitgenossen, auch der Sohn in seiner lateinischen
Gedenkschrift "Merita Materna praedicta a filio", stärker hervorgehoben
als ihre medizinischen und wissenschaftlichen Kenntnisse.
Geboren am 23. Oktober 1550 in Herrenberg als Tochter des Stadtvogts
Valentin Moser und seiner Frau Margarete Hiller, erhielt sie nach dem
frühen Tod der Mutter eine gediegene Ausbildung durch die Großmutter:
Neben Lesen und Schreiben lernte sie Krankenpflege, Arznei- und
Kräuterkunde.
Mit 26 Jahren heiratete sie Johann Andreä, Pfarrer in Hagelloch, später
Dekan in Herrenberg und Abt in Königsbronn. Obwohl von sehr
unterschiedlichem Charakter - er liebte Musik, Gesellschaft, Alchemie -
hat das Beispiel der elterlichen Ehe den Sohn zu einem zeituntypischen
Leitsatz angeregt: "Die häuslichen Arbeiten werden von Mann und Frau
erledigt." Als 51-jährige Witwe zog Maria Andreä mit ihren sieben
Kindern nach Tübingen, um den vier Söhnen ein Studium zu ermöglichen.
1607, als auch die Töchter verheiratet waren, folgte sie der schon
früher geäußerten Bitte Herzogin Sibyllas, als Vorsteherin in die am
Württembergischen Hof bestehende Apotheke zu kommen. Dies war eine
fürstliche Wohlfahrtseinrichtung, im Stuttgarter Alten Schloss
untergebracht, in der bedürftige Kranke unentgeltlich versorgt wurden.
Durch ihre asketische und aufopfernde Lebensart soll Maria Andreä sich
selbst bei den luxusorientierten Hofleuten hohe Achtung erworben haben.
Als Freundin und Vertraute der Herzogin folgte sie ihr im folgenden Jahr
auf ihren Witwensitz in Leonberg, stellte auch dort Arzneien und
Heilgetränke für Wöchnerinnen und Kranke her und unterstützte die
Herzoginwitwe bei ihren karitativen Aktivitäten. Sicherlich hatte sie
Anteil an der Bepflanzung des bis heute berühmten Pomeranzengartens.
Nach dem Tod Sibyllas 1614 lehnte Maria Andreä eine Rückkehr nach
Stuttgart wegen ihres Alters ab und lebte abwechselnd bei ihren Kindern,
nach 1622 in Calw. Als sie am 25. Januar 1632 starb, folgte die ganze
Bürgerschaft ihrem Leichenzug. Heute erinnert nichts mehr an die "Mutter
der Stadt", nicht einmal ein Bildnis oder ein Grab, der Grabstein ist
ebenso verschollen wie ihr handgeschrie-benes Arzneibuch.
"Sie regierte das Haus gleich einer Fürstin, diente gleich einer Magd".